Medizinalcannabis soll nicht mehr als BTM eingestuft werden.

Inmitten der anhaltenden Debatte über die Legalisierung von Cannabis als Freizeitdroge in Deutschland wird die Frage aufgeworfen, ob Medizinalcannabis weiterhin als Betäubungsmittel (BtM) klassifiziert werden sollte. Verschiedene Interessensverbände argumentieren, dass es angesichts der Legalisierungsbestrebungen keinen Sinn mehr macht, Medizinalcannabis als solches zu klassifizieren und fordern eine Änderung der gesetzlichen Vorgaben.

Die Legalisierung von Cannabis als Genussdroge nimmt konkrete Formen an. In diesem Zusammenhang stehen Cannabisprodukte, die auf Rezept verordnet werden können, immer noch unter bestimmten Bedingungen, selbst nach dem entsprechenden Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) im März. Befürworter eines ungehinderten Zugangs zu medizinischem Cannabis sehen diese Hürden als zu hoch an und streben daher nach Änderungen.

Acht Interessensverbände, die sich mit Cannabis beschäftigen, haben sich zusammengeschlossen und ein gemeinsames Positionspapier verfasst. Mit Blick auf die “Legalisierungsbestrebungen der Bundesregierung und die damit verbundenen regulativen Änderungen”, fordern sie eine Novelle des Cannabis-als-Medizin-Gesetzes. Sie geben auch konkrete Empfehlungen, wie diese Änderungen aussehen könnten.

Erstens fordern die Verbände, dass die Genehmigungspflicht der Krankenkassen bei der Kostenübernahme für eine Therapie mit Cannabis-Medikamenten aufgehoben oder angepasst wird. Diese Veränderung würde die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten erheblich erweitern, indem sie den Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert und die finanzielle Last für die Patienten verringert.

Zweitens sollte Medizinalcannabis aus dem Anwendungsbereich des Betäubungsmittelgesetzes herausgenommen werden. Dies wäre ein bedeutender Schritt zur Entstigmatisierung von medizinischem Cannabis und könnte die Erforschung seiner therapeutischen Eigenschaften fördern.

Die dritte Forderung besteht darin, den rechtlichen Rahmen für Cannabis-Medikamente bundesweit zu vereinheitlichen und anzuwenden. Ein einheitlicher rechtlicher Rahmen würde dazu beitragen, Inkonsistenzen in der Anwendung und Durchsetzung des Gesetzes zu beseitigen und die Transparenz für Ärzte, Apotheker und Patienten zu verbessern.

Viertens drängen die Verbände auf eine Ausweitung der nationalen Förderung von Forschungsvorhaben für Cannabis-Therapien. Sie betonen, dass die wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich entscheidend ist, um die Wirksamkeit von Cannabis-Therapien zu verstehen und um innovative Anwendungen für die Behandlung verschiedener Krankheiten zu entwickeln.

Schließlich sollte die flächendeckende und vorrangige Versorgung von Patienten mit qualitätsgesicherten Cannabis-Medikamenten sichergestellt werden. Dies würde dazu beitragen, das Vertrauen der Patienten in die Sicherheit und Wirksamkeit von Cannabis-Therapien zu stärken.

Die Unterzeichner dieser weitreichenden Forderungen sind die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM), der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW), der Bund Deutscher Cannabis-Patienten (BDCan), der Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen (BPC), die Deutsche Medizinal-Cannabis Gesellschaft (DMCG), der Interdisziplinäre Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten und Palliativmediziner (IABSP), das Selbsthilfenetzwerk Cannabis-Medizin (SCM) und der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA).

Für den VCA betont Dr. Christiane Neubaur die Notwendigkeit einer Qualitätskontrolle: “Der VCA setzt sich für die Festlegung einer bundesweit anerkannten Identitätsprüfung von Medizinalcannabis ein sowie für eine klare und einheitliche Festlegung der mikrobiellen Qualitätsanforderungen von Medizinalcannabisblüten zum Schutz der Patientinnen und Patienten.” Dies unterstreicht das Engagement der Verbände für sichere und effektive Behandlungen für Patienten, die auf Cannabis basierte Therapien nutzen.

Die vorgeschlagenen Änderungen werfen eine größere Debatte auf über die Rolle, die Cannabis in der Gesellschaft und insbesondere in der Medizin spielen sollte. Da Cannabis-Produkte immer häufiger als therapeutische Option betrachtet werden, zeigt diese Initiative den starken Wunsch nach einer Reform der Gesetzgebung, um Patienten den Zugang zu diesen Behandlungen zu erleichtern.

Ähnliche Beiträge

Rückmeldungen